Sensorisches Objekt im Stadtkontext.

Im Rahmen eines Semesterprojektes beschäftigen wir uns mit der Entwicklung und Ausarbeitung eines sensorischen Kunststoffobjektes, das in Wechselwirkung mit der Umwelt steht und auf funktionale Anforderungen eingehen kann. Entstehen soll eine architektonische Struktur, die mit ihrer Umgebung interagiert und ein modulares System bildet.

Ausgestellt wurde das Ergebnis auf der Designers'Open 2012 in Leipzig.

(sp)LineFRAME.


(sp)LineFRAME.Modul

Der „(sp)LineFRAME.“ soll als sensorisches Objekt im Stadtkontext auf die Menschen und deren Gewicht und Bewegungen reagieren und so Aus- und Einblicke gewähren.



Ein 210 cm hoher und 40 cm breiter Holzrahmen aus schwarz eingefärbten MDF-Platten bildet ein L-förmiges Profil und dient als Fassung für 64 Glasfaserstäbe. Vorteil dieser Stäbe ist, dass sie sehr biegsam sind aber trotzdem immer in ihre Ausgangsform zurückkehren. So biegen sie sich auf, wenn man den Fuß des Modells betritt und schwingen zurück, wenn man ihn wieder verlässt. Dies geschieht durch einen Mechanismus, welcher im unteren Teil des Rahmens versteckt ist. Eine Druckplatte senkt sich durch das Gewicht eines Menschen, dabei betätigt sie zwei wippende Platten, an denen die Glasfaserstäbe befestigt sind. So werden die Stäbe nach oben gedrückt und biegen sich durch die entstehende Spannung auf. Die Richtung dieser Biegung kann durch Zwischenplatten im Rahmen beeinflusst werden. So ergeben sich unterschiedliche Muster mit Öffnungen in verschiedenen Höhen. Unterstützt werden diese Muster durch zusätzlich angebrachte Querstäbe, welche bei der Bewegung den sogenannten „Moiré-Effekt“, also ein optisches Flimmern durch Überlagerung von Linien, erzeugen. Möglich wäre es auch, die Glasfaserstäbe zum Leuchten zu bringen, da Glasfasern Lichtleiter sind. So würde ein zusätzlicher Effekt, der besonders nachts zur Geltung kommt, entstehen.

Durch die Öffnung der Glasfaserstäbe können die Blicke und die Aufmerksamkeit der Menschen gelenkt werden. Es entsteht eine Interaktion zwischen Benutzer, „(sp)LineFRAME.“ und der Umwelt. Die Umwelt beeinflusst Standort und Ausrichtung des Rahmens, doch erst der Benutzer kann durch seine Anwesenheit die Blicke öffnen und so die Interaktion schaffen.

Es entsteht ein Objekt, welches auf den Mensch selbst reagiert und so mit ihm kommuniziert. Als sensorisches Objekt im Stadtkontext ist der „(sp)LineFRAME“ vielfältig einsetzbar und wird zum Anziehungspunkt für Besucher, indem er Orte inszeniert und Aufmerksamkeiten lenkt.


Der Rahmen steht...

Nachdem wir nach einem zweiten Besuch in Halle nun genug Glasfaserstäbe haben, steht jetzt auch der MDF-Rahmen für unseren Prototyp.




 Sensorisches Objekt im Stadtkontext...

... als Messestand

...als Pavillon
Quelle Hintergrundbild: www.fotobuchtrip.de

...als Informationstafeln

Quelle Hintergrundbild: www.matthiashaltenhof.de

...als Bürotrennwand
Quelle Hintergrundbild: www.zeit.de

...als Fassadenelement
Quelle Hintergrundbild: www.berliner-fotos.de





Frames

Unser Endmodell wird ein Modul, welches sich aus einem MDF-Rahmen und darin befestigten Glasfaserstäben zusammensetzt. Im Fuß des Moduls befindet sich ein Mechanismus, der die Bewegung der Stäbe auslöst. Daraus ergibt sich die L-Form unseres Modelles.




Öffnungsvarianten

Um Ein-/Ausblicke zuzulassen, wurden unterschiedliche Öffnungsvarianten erprobt. Anhand unseres Modells stellten wir fest, dass durch direkten Druck auf den Stab die größtmögliche Durchbiegung entsteht. Durch Befestigungen mit Hilfe von dünnen, kaum sichtbaren Fäden wird der Effekt der Öffnung steuerbar. So besteht die Möglichkeit, Ausblicke in verschiedenen Höhen anzubieten.





Blicke durch Linien

Um die Wirkung der linearen Anordnung zu untersuchen, bauten wir ein Modell im Maßstab M 1:1. Dabei stellten wir fest, dass die Abstände der Stäbe noch geringer sein müssen, um eine Blickdichte zu erzeugen. Durch die Schwingung entstanden interessante "Bilder" im Stadtkontext, welche wir mit dem Moire-Effekt noch verstärken wollen. Dabei werden mehrere Schichten von Stäben in unterschiedlicher Anordnung hintereinander gelegt, sodass durch Bewegung ein "Flimmern" entsteht.
Die Installation soll Aus-/ Einblicke ermöglichen, indem sie sich durch einen Druckmechanismus gleich den Tasten eines Klaviers öffnen lässt. Um den Aufbau, den man für diesen Mechanismus benötigt möglichst gering zu halten, wird dieser nur im Bereich des Bodens ausgelöst.
Ziel ist es, Module in einer Größe von etwa 200 x 40 x 10 cm herzustellen, welche sich beliebig addieren lassen können (z.B. Wand).




Interaktiver Pavillon

Mit Hilfe eines neuen Modells überprüften wir die Funktionsweise unseres Auslösemechanismus. Das Prinzip funktioniert, jedoch gibt es noch einige Fragen zu klären:
Wie lang müssen die Stäbe sein und wie beeinflusst deren Dicke die Durchbiegung?
Wie genau ist die federnde Bodenplatte gelagert?
Wie stark muss sich die Bodenplatte absenken um die gewünschte Biegung auszulösen?
Auf welches Mindestgewicht muss die Platte reagieren?
Wie genau sehen die einzelnen Befestigungen der Stäbe und der Seile aus?






Eine mögliche Nutzung dieses Prinzips wäre ein interaktiver Pavillon. Betritt ihn ein Besucher, biegt sich ein Weg auf, der wie ein Labyrinth durch den Raum führt und sich hinter ihm wieder schließt.





Herstellung von Glasfaserstäben

Um mit längeren Glasfaserstäben experimentieren zu können, fuhren wir zum Süddeutschen Kunststoffzentrum am Standort Halle/Saale. Dort fertigten wir diese an.
Dazu benutzten wir Glasfaser-Rovings, die mit einem Zweikomponentensystem aus Polyester-Laminierharz und Methylethylketonperoxid-Härter getränkt wurden. Anschließend wurden die Fasern aufgehängt und an den Enden mit Gewichten beschwert. Durch die chemische Reaktion der Komponenten härtete das Harz aus. So entstanden etwa zwei Meter lange Glasfaserstäbe.






 Interaktive Wand

Da sich Schwingungen nur sehr gering direkt vom Boden auf das Objekt übertragen lassen, suchten wir nach einem Mechanismus, der eine Bewegung sensorisch auslöst.
Dazu wurden die Stäbe oben und unten befestigt. Durch Ziehen, Drücken oder Schnipsen am oberen Ende stellten wir fest, welche Variante am besten geeignet ist, um eine Bewegung der Stäbe zu erzielen.
Für den Mechanismus werden Fäden von den oberen Enden der Glasfaserstäbe zu einer federnden Bodenplatte gespannt. Betritt man die Bodenplatte wird durch das Gewicht eine Spannung erzeugt, wodurch sich die Stäbe durchbiegen.
Es entsteht eine interaktive Wand, welche sich öffnet und wieder schließt und durch das Nachschwingen eine Spur des Besuchers zeichnet.









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